Ressourcenverbrauch und digitale Medien

vor kurzem erschien dieser Artikel von Daniel Seitz in der merz – Zeitschrift für Medienpädagogik – die insgesamt sehr lesenswert ist!


Dürfen wir überhaupt noch mit digitalen ­ Medien arbeiten? Grundsätzlich steckt hinter dieser Frage die Endlichkeit unserer Ressourcen, die wissenschaftlich sehr gut im Konzept Planetare Grenzen des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung beschrieben sind. Bereits sechs der neun planetaren Grenzen sind überschritten. Zugänglicher für die Kinder- und Jugendarbeit kann das populäre Konzept des Earth-Overshoot-Days sein. Das zeigt, ab welchem Tag im Jahr wir ‚auf Pump‘ auf der Erde leben, also über den natürlichen Ressourcenverbrauch hinausgehen. Ein Ansatz, um den individuellen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch zu verdeutlichen, ist das CO₂-Budget, auch bekannt als ‚ökologischer Fußabdruck‘. Dieses Konzept ist von der fossilen Industrie entwickelt worden und verklärt grundsätzliche Maßstäbe des Verbrauchs zwischen Industrie und Individuen. Dieses Spiel sollten wir nicht mitspielen. Natürlich ist es weiterhin gut und richtig, individuell das Richtige zu tun: unter anderem sparsam mit Ressourcen umgehen, alte Geräte wieder in Recycling geben und damit Kreislaufwirtschaft zu unterstützen (wobei ich da gerade mindestens so sehr auf euch, liebe Medieneinrichtungen blicke, wie auf unsere Zielgruppen selbst ;-), KI lokal nutzen oder auf regenerative Energien setzen (und in der Kombination eines der größten Nachhaltigkeits-Themen der Digitalisierung in den Griff zu bekommen). Doch viel spannender ist das Konzept des Handabdrucks, also nicht nur negativ auf unsere Hinterlassenschaften zu blicken, sondern positiv auf das, was wir bewegen können. Dieser Handabdruck ist Medienpädagogik immanent, da wir grundsätzlich unsere Ideen durch unsere Angebote multiplizieren. Dabei bleibt es aber wichtig, auch mit den Zielgruppen auf deren gesellschaftliche Wirkung zu blicken, ihre politische Handlungsfähigkeit zu stärken und ihnen Ansatzmöglichkeiten anzubieten, sich in der Klimakrise zu engagieren statt sich durch Medienreduktion selbst zu verzwergen und Einfluss zu reduzieren. Die Klimakatastrophe ist viel zu fortgeschritten, als dass kleine individuelleMaßnahmen helfen würden – dieses Ruder bekommen wir, wenn überhaupt, nur durch systemische Veränderungen rumgerissen.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Digitalisierung einen deutlichen Beitrag zu den Klimazielen leisten kann. So beschreibt eine Bitkom-Studie (2021) zu Klimaeffekten der Digitalisierung, dass „Digitale Technologien rund 24 Prozent zum Klimaziel 2030 beitragen können” – trotz der negativen Effekte wie des hohen Energieverbrauchs. Die großen Treiber sind hier Energie- und Gebäudesektor, also sicher nicht unsere typischen Kooperationsfelder. Doch braucht es grundlegende Medienbildung, um zukünftige gesellschaftliche Handlungsfelder und­ Industrien nachhaltig zu gestalten.

Fridays for Future und viele Wissenschaftler*innen fordern: System change, not climate change. Das sollte sich auch fachlich in unseren  Angeboten wiederfinden.


Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

Zitationsvorschlag

Seitz, D. (2025). Ressourcenverbrauch und digitale Medien. merz | medien + erziehung, 69(2), 96. https://doi.org/10.21240/merz/2025.02.24

Similar Posts